Digitalarchiv Saarwellingen

Themen : Schwarzenholzer Erntedankumzüge

Die Geschichte des Erntedankfestes

 



Die Geschichte des Erntedankfestes

Die Geschichte des Erntedankfestes reicht schon sehr lange zurück. Bereits im 3. Jahrhundert gab es in der katholischen Kirche ein Erntedankfest. Aber schon in vorchristlicher Zeit wurde in Mittel- und Nordeuropa die Tagundnachtgleiche mit einem Dankopfer gefeiert. Dieses gemanische Fest hieß Haustblot. Es fand in der Regel am 30. September nach dem Einholen der Ernte statt. Dabei wurden drei Tage lang die Götter Thor, Sif und Frey verehrt und ihnen für die Ernte gedankt. Als Opfer wurden der letzte am Baum hängende Apfel hängen gelassen. Außerdem wurde ein Eber geopfert, Wodelsbier gebraut und aus den letzten Korngarben auf dem Feld ein Kranz geflochten. Man glaubte, daß während des Festes Baldr (Gott des Lichts) in die Unterwelt sinkt und deshalb die Tage immer kürzer werden. Ähnliche Riten gab es in Israel, Griechenland und im römischen Reich.

Bis heute dankt man Gott für die Ernte. Mit dem Erntedankfest soll an die Arbeit in Landwirtschaft und Gärten erinnert werden und daran, dass es nicht allein in der Hand des Menschen liegt, über ausreichend Nahrungsmittel aus der Ernte zu verfügen. Bei der Festlichkeit, die meistens in der Kirche stattfindet, werden Feldfrüchte, geerntetes Getreide und ähnliches vor den Altar gebracht, wo es dann vom Pastor gesegnet wird. Doch bis heute ist das Erntedankfest nicht ein offizieller Bestandteil des Kirchenjahres. Die katholische Bischofskonferenz hat 1972 beschlossen, dass Erntedank immer am 1. Sonntag im Oktober stattfinden soll. Die evangelische Kirche feiert am Michaelistag oder an einem an den Michaelistag anschliessenden Sonntag seit der Reformation das Erntedankfest. Manche Moselgemeinden begehen dieses Fest erst nach der Weinlese am zweiten Novembersonntag.

Eine aus Getreide oder Weinstöcken geflochtene "Erntekrone" wird häfig in einer Prozession durch das Gemeindegebiet getragen. Die Erntekroneerinnert an ein Psalmwort, das Gott als Schöpfer mit den 10 Geboten ehrt und preist: "Mit guten Gaben krönst du das Jahr, in deinen Spuren lässt die Überfluss zurück. Die Steppe füllt sich mit üppigem Grün, die Hügel hallen wider von Freudenrufen. Die Weiden schmücken sich mit Herden, die Täler hüllen sich in wogendes Korn - alles ist voll Jubel und Gesang" (Psalm 65,12-14). Vor allem in Dorfgemeinden wird von Gemeindemitgliedern ein grosser Erntekranz aus Getreidehalmen, Blättern und Blumen gebunden, der zum Erntedankfest in der Kirche ausgehängt wird und in der nächsten Wochen das Gotteshaus schmückt.

Während der NS-Zeit nutzte Hitler die Reichserntedankfeste zum Verkünden seiner Propaganda. Sein Programm hatte am Erntedanktag zwei Bestandteile: das Reichserntedankfest auf dem Bückeberg und den Empfang der Delegierten des Reichsnährstandes in Berlin bzw. Goslar. Während der Bückeberg das Spektakel für die Messen darstellte, war der Empfang dem kleinen Kreis der Bauernfunktionäre vorbehalten. 1934 fand der Empfang des "Reichsnährstandes" in der Kaiserpfalz in Goslar, der neuen Hauptstadt des "Reichsnährstandes", statt. 1935 bildete der abendliche in Goslar den Abschluss des Reichserntedankfestes. Der Reichsnährstand entstand 1933/1934 durch zwangsweisen Zusammenschluss aller freiwilligen Verbände der Landwirtschaft und der Landwirtschaftskammern.

Hitler entzog dem Erntedankfest seine religiösen Wurzeln. Während dieser Zeremonie durfte nirgendwo in Deutschland eine kirchliche Messe abgehalten werden. Das Reichserntedankfest bekam im Laufe der Jahre einen immer stärkeren militärischen Charakter, die militärischen Zeremonien dauerten immer länger. Nicht zuletzt sollte wohl mit diesen Reichserntedankfesten von dem missglückten Krieg abgelenkt werden.

Nach dem zweiten Weltkrieg machte man besonders auf dem Land weiterhin Erntedankumzüge. Auch in Schwarzenholz wurde 1956 die Idee, Erntedankumzüge zu veranstalten, wieder aufgegriffen. Dabei wurde vor allem auf die kirchliche Tradition Bezug genommen. So gibt es in Schwarzenholz bis heute an jedem Erntedankfest eine mit geernteten Gaben schön geschmückte Pfarrkirche und die Erntekrone, die bei jedem Erntedankumzug mitgetragen wird. Es ging darum, Vereine zu integrieren und das Ende des Sommers zu feiern. Beim ersten Erntedankumzug 1956 nahmen 25 Wagen und Gruppen teil. Auch heute noch beteiligt sich der ganze Ort, vor allem die Vereine, die Schule, und der Kindergarten am Erntedankumzug. Zusätzlich kommen eine ganze Reihe von Gruppierungen aus dem ganzen Saarland, die zum Gelingen des Festzuges beitragen.

 

 
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