Digitalarchiv Saarwellingen

Themen : Dynamit Nobel - Campus Nobel

Von der Dynamit Nobel AG zum Campus Nobel

 



Die alte Dynamitfabrik Saarwellingen

Im Jahre 1908 kaufte die Dynamit-Actien-Gesellschaft aus Hamburg, kurz DAG genannt, vormals Alfred Nobel & Co. von der Gemeinde Saarwellingen ein 35 ha großes Grundstück ( = 140 Morgen) in Flur 5 im Gemeindewald. Darauf baute die DAG eine neue Fabrik zur Herstellung von Sprengstoffen für den Bergbau. Die Sprengstoffversorgung des damals noch jungen Kohlenbergbaus im Saarrevier sollte verbessert werden. Die bis dahin beschwerlichen und zeitraubenden Transporte mit pferdebespannten Wagen von der Fabrik Schlehbusch bei Köln an die Saar kamen in Wegfall. Das offizielle Gründungsdatum der Saarwellinger Fabrik war dann der 11.02.1910.

Im Antrag vom 10.04.1909 des Saarwellinger Bürgermeisters Johann JUNGES an den Landrat von Saarlouis auf Genehmigung zur Ansiedlung der "Nobel-Fabrik" wird die Gemeindesituation anschaulich geschildert. Hier heißt es:

"Die Leistungsfähigkeit der Einwohner der Gemeinde Saarwellingen ist gering, jeder Bursche wird Bergmann oder Hüttenarbeiter, alle so lange, bis sie 400 bis 500 Mark Pension bekommen und dann nicht mehr auswärts arbeiten müssen. Sie treiben Ackerbau mit 1 bis 3 Kühen, nicht mehr. Tagelohn ist nur zur Erntezeit möglich, sonst nicht. Die Gewerbetreibenden (10 Wirte, 4 Bäcker, 12 Krämer, meist pension. Bergleute) stecken, wie fast alle Bergleute, tief in Hausschulden. Bei Teilungen übernehmen die Kinder die Schulden der Eltern mit deren Besitz. Die Steuerkraft ist gering, die Ausgaben steigen jährlich, besonderes die Schullasten. Die Einwohnerzahl steigt rasch: 1909 auf 4100 Seelen. Eines ist sicher: Die Einnahmen aus Gemeindevermögen gehen jährlich zurück, die Ausgaben und Umlagen müssen unaufhaltsam steigen. Der Gemeinderat hätte, um eine größere Fabrik zu erhalten, mit Freuden das Bauland dazu geschenkt, wenn das genehmigt worden wäre. Mit Recht! In dieser Fabrik können unsere Arbeiter, auch pensionierte, lohnende Arbeit erhalten, ohne bis Heinitz, Dechen usw. fahren und die ganze Woche im Schlafhaus Geld ausgeben zu müssen."

1911 zählte die Saarwellinger Fabrik 135 Beschäftigte. Sie stellen für die Montanindustrie an der Saar und in Lothringen eine Jahresproduktion von 900 Tonnen Dynamit, 875 Tonnen Ammonnitrat-Sprengstoffen und 40 Tonnen Chloratsprengstoffen her. Während des 1. Weltkrieges 1914 bis 1918 erledigte das Werk auch Heeresaufträge und die Belegschaft stieg auf 800 Personen an. Das änderte sich jedoch rasch nach dem verlorenen Kriege. Das Saargebiet wurde einer Völkerbundsverwaltung unterstellt und von Deutschland abgetrennt.

Um den Betrieb der Fabrik aufrechtzuerhalten, gründete die DAG zusammen mit französischen Nobel-Unternehmen die Auffanggesellschaft "Agence Franco-Sarroise d`Explosifs Nobel, die das Werk ab 1920 pachtete. Personalbestand und Produktionmenge fielen wieder auf den Vorkriegsstand zurück. Die Gesellschaft tätigte nunmehr die Geschäfte mit der französischen Bergwerksverwaltung in Saarbrücken und nahm die Fertigung von hochwertigem TNT neu ins Programm auf, das die DAG aufgrund des Versailler Vertrages in Deutschland nicht herstellen durfte.

1934 waren 83 Personen in der Saarwellinger Dynamitfabrik beschäftigt.

1935 nach der Rückgliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich übernahm die DAG wieder die Fabrik, und die Produktion wurde auf die im deutschen Bergbau üblichen Sprengstoffe umgestellt.

1938 hatte das Werk wieder 170 Beschäftigte und eine Kapazität von 200 Tonnen pro Monat. Umfangreiche Umbau- und Modernisierungsarbeiten setzten ein. Sie wurden bei Beginn des 2. Weltkrieges im September 1939 unterbrochen. Bis Februar 1941 musste die Fabrik wegen "Frontnähe" stillgelegt werden.

Während des Krieges beschränkte sich die Fertigung nur auf zivile Sprengstoffe. Die Produktion lag 1944 bei 350 Tonnen im Monat. Auch die letzte Kriegs- und Nachkriegszeit vom Dezember 1944 bis zum August 1946 brachte die Aufgabe und Evakuierung der Fabrik mit sich. Durch Truppenbelegungen und Kriegseinwirkungen entstanden viele Schäden.

1945 lösten die Alliierten das Saarland aus der französischen Besatzungszone Deutschlands.Das bedeutete auch die Trennung der Saarwellinger Fabrik von Dynamit-Nobel.

1946 wurde das Werk der französischen Sequesterverwaltung unterstellt. Die Fabrikation von Ammonnitrat- Sprengstoffen wurde wieder aufgenommen, die der Saarbergbau dringend benötigte.

Im Zuge der Konzentration der Wettersprengstoff-Fertigung für den ganzen süddeutschen Raum im Werk Schlehbusch wurde die Saarwellinger Dynamitfabrik am 15.09.1970 stillgelegt. Von 1971 bis 1982 war eine Kunststoffverarbeitung hier untergebracht.

Geschäftsführer und Werkleiter der Fabrik waren:
- Von 1910 bis 1927 Dr. Wilhelm Kießling
- Von 1927 bis 1949 Dr. Bamberger
- Von 1949 bis 1966 Alois Schwarz
- Von 1966 bis 1970 Dr. Rupprecht Bender

 
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