Digitalarchiv Saarwellingen

Themen : Der Labacher Hof

Der Labacher Hof und seine 800jährige Geschichte
Von Klaus Mayer, 2006

 



Der Hof im 19. Jahrhundert

Eine neue Zeit war hereingebrochen, die alten Feudalherren verloren ihre Rechte und ihren Besitz. Auch die Herrschaft der Abtei Fraulautern über ihre Dörfer Schwarzenholz, Labach und Hülzweiler ging zu Ende. Im Februar 1791 flohen die Stiftsdamen aus ihrem Kloster Fraulautern, das jetzt auf französischem Gebiet lag, in ihr Hofhaus nach Schwarzenholz auf deutsches Territorium. Etwa 1795 mussten sie auch dieses Domizil aufgeben, denn es war ebenfalls von französischen Revolutionstruppen besetzt worden.

Sie gelangten zunächst nach Trier und später an ihren endgültigen Wohnsitz nach Würzburg. Die französische Behörde beschlagnahmte und enteignete um die Jahrhundertwende auch den Labacher Hof mit Mühle und Ländereien. Es wurden finanzkräftige Bürger gesucht und die Versteigerung der Güter in der Präfektur zu Metz eingeleitet.
Die Hofgüter teilte man in zwei Lose auf:
1.Die Hofhäuser mit Land und Wald
2.Die Mühle mit zwei Gängen, Scheune, Stallungen und Gärten.

Los 1 brachte 1125 Franken und Los 2 die Summe von 2800 Franken ein. Steigerer waren die jüdischen Kaufleute Elias MAY und HIRSCH aus Saarbrücken. Letzterer verkaufte den Labacher Hof im Jahre 1809 an die reiche Saarlouiser Familie REGNIER. Die Hofbesitzerfamilien REGNIER und auch später RUFF wohnten selbst nicht im Labacher Hof. Sie verpachteten den Hof, die Mühle und die Ländereien an geeignete Bewirtschafter.

Im Jahre 1834 war der Gutsbesitzer Johann Franz REGNIER in Saarlouis verstorben. Sein Sohn Peter Alfons erbte das Hofgut. Gemäß dem Drei-Klassen-Wahlrecht des Kaiserreiches gehörte Peter Alfons Regnier als größter Steuerzahler von 1847 bis 1871 dem Saarwellinger Bürgermeister-Rat und auch dem Labacher Gemeinderat an. Weil nach seinem Tode keines seiner Kinder den Labacher Hof übernehmen wollte, kam es zum Verkauf. Käufer war der in Lisdorf wohnhafte Kaufmann Friedrich Wilhelm RUFF. Das Beschlussbuch des Labacher Gemeinderates, dessen Mitglied Friedrich Wilhelm Ruff von 1872 bis 1894 war, berichtet auch einige Ereignisse vom Labacher Hof.

1881 baut Ruff eine neue massive Brücke über den Labach neben seinem Hof für 2955 Mark. Am 2. Mai 1889 gibt es einen Brand auf dem Hof aus unbekannter Ursache. Die Feuerwehren von Saarwellingen und Labach haben Mühe bei der Löschung. 1889 bittet Ruff den Gemeinderat um einen Zuschuss zur Instandsetzung des Weges vom Hof zum Walddistrikt Haardt. Der Weg war durch viele Holzfuhren im Laufe des Sommers unpassierbar geworden. Der Gemeinderat lehnt den Antrag ab mit der Begründung, es sei ein Privatweg. 1891 tritt der Gemeinderat an Ruff heran mit der Bitte, junge Stiere vom Labacher Hof zum Decken von Rindern und Kühen der Dorfbewohner bereitzustellen. Diesmal lehnt der Hofbesitzer ab. Am 21.12.1894 stirbt Friedrich Wilhelm Ruff im Alter von knapp 60 Jahren in Lisdorf. Sein Sohn Max erbt den Hof und bleibt Besitzer bis zum Jahre 1908. Max Ruff versah das Amt des Bürgermeisters von Lisdorf von 1920 bis 1933. Das Labacher Beschlussbuch des Gemeinderates meldet am 4. März 1896, dass neue Grenzsteine zwischen Labach und dem Labacher Hof gesetzt sind. Max Ruff unterschreibt die Richtigkeit der Gemarkungsfestlegung. Auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wohnten stets Pächter im Labacher Hof.