Digitalarchiv Saarwellingen

Themen : Der Labacher Hof

Der Labacher Hof und seine 800jährige Geschichte
Von Klaus Mayer, 2006

 



Vom Wiederaufbau bis zur französischen Revolution
Lage des Labacher Hofes, hier noch Heinscheider Hof, auf einer alten Karte von 1803 (Tranchot)

Als dann wieder Ruhe in die Dörfer einkehrte, begann der Wiederaufbau. Zu den wenigen überlebenden des Krieges kamen Einwanderer aus Frankreich und vor allem aus Tirol und Vorarlberg als Pioniere des Neuanfangs. 1660 herrschte eine so große Kälte, dass nur wenig gewachsen war und der Labacher Zehnte ganz dem Pastor von Reisweiler überlassen werden musste. Erst ab 1673 registrierten die Zinsbücher den Zehnten in gleicher Höhe wie in der Vorkriegszeit. Der Labacher Hof hatte wieder zehn Schweine, und die Bewohner von Labach mussten 1677 dulden, dass die Schweine "auf ihren äckern weiden" durften. Klösterlicher Hofpächter war in dieser Zeit der Bauer Wilhelm KLEIN aus Hahn bei Lebach, Sohn von Jäkkel Klein und Elisabeth Schreiner. Er heiratete etwa 1672 die Katharina PHILIPPI aus Eidenborn, Tochter von Theodor Philippi und Maria Schlichtig. Zehn Kinder dieser Familie sind aktenkundig: fünf Söhne und fünf Töchter.

Um das Jahr 1703 verzog das Ehepaar Klein nach Thalexweiler, denn Wilhelm Klein wurde Hofbauer des dortigen Abteihofes. Er erhielt den Erbbestandsbrief von der Benediktiner-Abtei Tholey. Seine Tochter Angela Klein, * etwa 1679, hatte sich etwa 1700 mit dem neuen Pächter des Labacher Hofes, Mathias Jenal, verheiratet. Dieser erhielt 1700 von der Fraulauterner äbtissin Odilia Braun von Schmidtburg den Pachtvertrag. Das klösterliche Zinsbuch meldet für das Jahr 1705, dass der Hofmann Ganal oder Jenal folgende Pacht zu entrichten hatte:
4 Quart Korn
7 Quart Hafer
1 Mass Butter und
1 Pfund Pfeffer

Das gesamte Hofanwesen bestand aus zwei Haupt- und mehreren Nebengebäuden mit Scheunen und Stallungen. Die Ländereien des Hofes setzten sich zusammen aus 280 Morgen Ackerland, 60 Morgen Wiesen und 20 Morgen Wald. Neben der Familie des Hofmannes Mathias Jenal wohnte zur gleichen Zeit noch die Familie seines Schwagers Johann Feidt auf dem Hof. Noch zu Lebzeiten des Hofpächters Mathias Jenal ließ die Fraulauterner äbtissin Maria Theresia von Saint-Ignon im Jahre 1738 neben dem Hof am Rande des Labaches eine Mühle erbauen.



Diese Mühle wurde Hofmühle genannt und stand bis zum Jahre 1917. Der damalige Hofbesitzer Nikolaus Fontaine (1857-1936) veranlasste beim Abriss des Gebäudes, dass der mächtige Wappenstein, der das Portal der Mühle krönte, vorsichtig herausgebrochen und verwahrt wurde. Heute noch ist dieser Wappenstein im Saarlouiser Heimatmuseum zu bewundern. Es ist ein behauener Sandstein, etwa 1,20 m hoch, 60 cm breit und 30 cm dick. Er zeigt in schöner Bildhauerarbeit das von zwei Engeln gehaltene Wappen der Erbauerin und darunter folgendes Chronogramm:
Zu deutsch: Erbaut durch die ehrwürdige Maria Theresia, Baronin von Saint-Ignon, äbtissin der adligen Abtei in Fraulautern.

Hierbei ergeben die besonders hervortretenden großen römischen Ziffern zusammengezählt das Jahr 1738 der Erbauung. Die erste Müllerstelle in der neuen Hofmühle erhielt der Schwarzenholzer Müller Johann Dahm. Er war um 1730 von Merten/Lothringen nach Schwarzenholz zugezogen. Aus dieser Familie blieb nur der Sohn Johann bis zum Tod seiner ersten Frau auf dem Labacher Hof, 1756 zog er nach Saarwellingen ins Gasthaus Masloh. Die beiden Töchter heirateten in den Kurhof bei Obersalbach.

Die vorletzte äbtissin des Klosters Fraulautern Maria Helena von Rathsamhausen verpachtete 1763 den Labacher Hof an Mathias Klein. Sie veranlasste, dass neben der Hofmühle eine Kapelle errichtet wurde, die der heiligen Anna gewidmet war. Im Inneren derselben stand eine holzgeschnitzte Statue der Heiligen. Später verschwand sie auf unerklärliche Weise. Erst während des Zweiten Weltkrieges fand man sie unversehrt bei Aufräumungsarbeiten eines zerstörten Hauses in Fraulautern. 1895 war die Kapelle baufällig geworden und der damalige Hofbesitzer Ruff aus Lisdorf musste sie abreißen lassen. Als er Ende 1908 die Hofanlagen Fontaine von Fraulautern verkaufte, machte er diesem die Auflage, eine neue Kapelle zu erbauen. Durch verschiedene Umstände war es der Familie Fontaine aber erst möglich geworden, im Jahre 1933 die heutige Kapelle zu errichten. Sie ist, wie ihre historische Vorgängerin, wiederum der Mutter Anna geweiht.

Von 1763 bis 1790 bewirtschaftete die folgende Familie den Hof: 1773 bis 1791 regierte die letzte äbtissin des Klosters Fraulautern Sophie von Neuenstein. Sie ließ den Labacher Hof im Jahre 1787 erneuern und ein neues Hauptgebäude errichten. Wer einmal die Gelegenheit hat, den Labacher Hof heute zu besichtigen, kann über dem Türeingang des Hauptgebäudes den Wappenstein der letzten äbtissin bewundern. Er zeigt deutlich die Jahreszahl 1787 und eine stilisierte Rose derer von Neuenstein. Darunter ist das eigentliche Hauswappen der elsässischen Edelherren angedeutet: ein Rad mit fünf Speichen.

Es gab nämlich kein eigenes Wappen der Abtei Fraulautern, sondern die jeweilige äbtissin siegelte mit ihrem eigenen Familienwappen. Als Zeichen der Herrscherwürde ist als Mittelstück der Krone der Krummstab leicht zu erkennen. Auch die Hofmühle hatte inzwischen den Pächter gewechselt. Der Schwiegersohn des ersten Müllers (siehe 3.1) führte den Betrieb weiter.