Digitalarchiv Saarwellingen

Themen : Der Labacher Hof

Der Labacher Hof und seine 800jährige Geschichte
Von Klaus Mayer, 2006

 



Rechts der Landstraße 339, die von Saarwellingen nach Reisbach führt, liegt in einem schönen Wiesental der Labacher Hof. Er hat seinen Namen vom Labach, der, vom Hoxberg kommend, in Saarwellingen zum Ellbach führt und dann bei Roden in die Saar mündet. In früheren Zeiten hieß das Anwesen Heinscheider-,Hengster oder Hunischeider Hof. Bereits im 13. Jahrhundert wird der Hof zum ersten mal schriftlich erwähnt. Mit Kaufvertrag aus dem Jahre 1262 verkauft Nikolaus, Vogt von HUNOLSTEIN, für 100 Metzer Denare den Hof HUNESCEIT mit allen Gütern, Leibeigenen,äckern, Wiesen, Waldungen, Wasser und Weiden an das Nonnenkloster Fraulautern.

Die Wichtigkeit der Urkunde wird deutlich durch die Zeugenunterschriften von Heinrich, Erwählter zu Trier, Domprobst Symon, Graf Heinrich von Salm und Dietrich von Hagen. Bereits 1235 hatte der Vater des Verkäufers Vogt Hugo von HUNOLSTEIN der Abtei Fraulautern den Zehnten und das Patronatsrecht der Kirche von Schwarzenholz geschenkt. Damit legte er der Abtei den Grundstein für den späteren vollständigen Besitz der Reichsherrschaft Schwarzenholz, zu der auch Labach und der Labacher Hof bis zur französischen Revolution gehörte. Die Herren von HUNOLSTEIN werden in der Geschichte des Klosters Fraulautern öfters genannt. Sie waren mit den Herren von Schwarzenberg verwandt. Burg Hunolstein im Kreis Bernkastel kann als ihre Stammburg bezeichnet werden. Diese gehörte bis zum 13. Jahrhundert den Grafen von KASTEL und ihren Erben, den Grafen von SALM. Die Hunolsteiner waren anfänglich nur deren Vögte und wurden erst später in den Grafenstand erhoben.

 

Von den Anfängen bis zum 30jährigen Krieg

Das "adelige Frauenstift" Fraulautern kaufte den Labacher Hof mit allem Zubehör. äbtissin Jutta übergab die Bewirtschaftung einem vom Kloster ernannten Hofmeier. Auch in der Folgezeit arbeiteten klösterliche Dienstleute hier, die die Nutznießung hatten. Leider sind ihre Namen nicht mehr bekannt. Zum Hof gehörte ein größeres Waldstück. Die Jagd darin war eine der Aufgaben des Fraulauterner Bannmüllers. Um auf dem schnellsten Wege von Fraulautern zum Labacher Hof zu gelangen, benutzte man, wie alte überlieferungen aussagen, den Zufahrtsweg durch den Lachwald über kriechingisches Gebiet der Herrschaft Saarwellingen. Die Bediensteten und Leibeigenen der Abtei durften nur auf diesem Weg, auch mit Bewaffnung, zum Hof gehen oder reiten. Jedes Abweichen von der vorgeschriebenen Strecke trug die Rüge der Saarwellinger Herrschaft nach sich.

Im 15. und 16. Jahrhundert werden verschiedentlich Hofpächter genannt, die als Pachtabgaben neben dem Pachtzins in Geld auch landwirtschaftliche Erzeugnisse, wie Korn, Hafer, Butter und Gewürze entrichten mussten. Um 1550 soll der Bauer "Jakob" den Labacher Hof bewirtschaftet haben. Er zahlte zur Türkensteuer einen halben Gulden, was einem Vermögen von 100 Gulden entsprach. Diese Steuer war eine allen Untertanen des Reiches auferlegte Kriegsabgabe, um ein Heer gegen die Türken aufzustellen. In der Mitte des 16. Jahrhunderts bewohnten nur fünf Familien das Dorf Labach. Zu Beginn des 30-jährigen Krieges bezogen die äbtissinen Anna Maria von Geispoltzheim und Gabriele von Braubach Einkünfte aus der Verpachtung des Hofes. Der schreckliche Krieg vernichtete den Hof vollständig. Durchziehende Söldnerscharen machten noch jahrelang die Gegend unsicher, raubten und plünderten das wenig übriggebliebene Gut.

Nur einigen Bewohnern gelang es, ihr Leben durch Flucht in die Wälder oder ins Ausland zu retten. Die Fraulauterner Zinsbücher berichten:
"1657 haben wir wegen Krieg, Pest und Hungersnot nichts bekommen... 1659 wurde der Zehnte von Schwarzenholz wegen des Krieges aus Gnade erlassen."