Themen : Saarwellinger Plätze & Gebäude
im Spiegel der Zeit
Die alte Kirchenstrasse
Die Straße wechselte im Laufe der Zeit ihren Namen. Sie hieß
-1895: Ober der Kirch
-1905: Labacher Straße
-1907:Kirchenstraße
-1936:Straße des 13. Januar
-1946:Kirchenstraße
-1974:Schlossstraße
Das Foto vermittelt bildlich einen klaren Eindruck von dem damaligen bäuerlichen Leben im Dorf: Misthaufen und Kuhwagen vor jedem Wohnhaus weisen auf viele landwirtschaftliche
Betriebe, zumindest im Nebenerwerb hin. Anstelle des alten Friedhofs, der um die alte Kirche herum angelegt war, wurde später eine kleine Parkanlage mit einem Ehrenmal für die Gefallenen der Kriege 1870/71, 1914-18
und 1939-45 angelegt. Die beiden daran anschließenden Bauernhäuser (Nr. 31 Haus Caspar und Nr. 33 Haus Scherer) wurden nach 2010 für den Bau eines neuen
Feuerwehrgerätehauses abgetragen. Die neue Feuerwehr wurde 2018 eingeweiht.
Anstelle des alten Friedhofs, der um die alte Kirche herum angelegt war, wurde später eine kleine Parkanlage mit einem Ehrenmal für die Gefallenen der Kriege 1870/71, 1914-18 und 1939-45 angelegt. Die beiden daran anschließenden Bauernhäuser (Nr. 31 Haus Caspar und Nr. 33 Haus Scherer) wurden nach 2010 für den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses abgetragen. Die neue Feuerwehr wurde 2018 eingeweiht.
Das linke Haus ("Fahr-Michel")
Das alte Bauerhaus auf der Parzelle 594 stand 1844 direkt neben der alten Pfarrkirche. Der Hofraum grenzte an den Friedhof, der zu dieser Zeit um die Kirche angeordnet war. 1844 gehörte das Haus dem Ackerer Michel PUHL (1791-1867) und seiner Frau Margaretha WILHELM (1792-1855). Sie hatten 1913 in Saarwellingen geheiratet und bekamen 8 Kinder. Der jüngste Sohn, der Ackerer und Fuhrmann Peter PUHL (1832-1909) und seine Frau Barbara CONRAD (1831-1918) aus Reisweiler hatten das Haus vor 1888 übernommen. 1895 wohnten sie dort mit 7 Personen. 1913 wurde neben der Witwe Barbara auch ihr ältester Sohn Michel (1857-1921), auch "Fahr-Michel" genannt, als Miteigentümer erwähnt. Danach wurden die Geschwister PUHL als gemeinsame Eigentümer genannt.
Die längstlebende Tochter Katharina (1861-1950) war mit dem Ackerer Peter JUNGMANN (1860-1941) aus Hülzweiler verheiratet. Sie vererbten das Haus nach dem Zweiten Weltkrieg an ihren Sohn Josef JUNGMANN (1901-1971) und seine Frau Therese LAUER. Deren Tochter Maria war mit dem Landwirt Günther CASPAR verheiratet. Peter PUHL bewirtschaftete 17 ha Land und hielt 3 Pferde. Außerdem betrieb er ein Lohnfuhrwerk. 1902 steigerte er noch die Scheune und den Stall von Johann Georg RAU.
Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Bauerhaus der Familie Jungmann zu 60 %, Scheune Stall zu 75 % schwer beschädigt. Wohnhaus und Ökonomiegebäude wurden wieder instandgesetzt. Der Wiederaufbau wurde wie folgt beschrieben: "Das Anwesen liegt an der Kirchenstraße, einer Hauptdurchgangsstraße nach Heusweiler und Reisbach abzweigend, unmittelbar östlich neben dem alten Friedhof. Durch Kriegseinwirkungen wurde das Anwesen bis auf einen Teil des ehemaligen Wohnhausteiles schwer beschädigt. Inzwischen wurde zur Unterbringung des Viehbestandes ein Teil der Stallung wieder hergerichtet. Der Wiederaufbau sieht nun die Wiederherstellung des Wohnhausteiles sowie der Scheune mit den endgültig notwendigen Stallungen vor. Scheune und Großviehstallung wurden dabei auf die östlich anschließende Baufluchtlinie vorgezogen. Der bisherige Stall schließt sich als Seitenflügel an die Hauptstallung an und wird zukünftig als Schweinestall genutzt. Das Stallgebäude erhält nach der Straßenseite ein Schleppdach als Vordach. Die Dunggrube liegt vor dem Haus.
Das rechte Haus
Vor 1840 hieß der Besitzer des Bauernhauses auf der Parzelle 595 in der heutigen Schlossstraße Johann WEISGERBER, genannt der Alte (1782-1848). Das Haus besaß neben dem Wohnhaus auch Scheune und Ställe für Groß- und Kleinvieh. Wohnhaus und Ökonomiegebäude waren noch 1938 genauso angeordnet wie auf dem Plan von 1844. Das Haus kam vor 1880 an seinen Enkel Andreas WEISGERBER (1850-1913) und dessen Frau Anna Maria WILHELM (1851-1901). Die Familie lebte 1895 hier mit insgesamt 7 Personen. Andreas war Bergmann von Beruf, daneben war er für die Gemeinde als Ortspolizeidiener und Feldhüter tätig. Laut der Volkszählung von 1910 wohnten in dem Haus noch zwei Schwestern von Andreas in dem Haus: die Modistin Gertrud WEISGERBER (1881-1930), die mit Jacob Hermann ROLLAR (1881-1955) verheiratet war und Anna Maria WEISGERB ER (1886-1945) mit ihrem Ehemann Emil SCHULMEIß (1885-1952). Anna Maria kam während der Evakuierung in Ansbach bei der Bombardierung der Stadt ums Leben. 1912 erhielt Andreas WEISGERBER die Kaiser-Wilhelm-Erinnerungsmedaille.
Das Haus bestand 1880 aus 1 Küche, 1 Stube, 1 Kartoffelkammer und 2 Zimmern im oberen Stockwerk. Der Zustand war gut und 62 Jahre alt. 1880 wurden von dem früheren Gebäude Hausflur, Stall und Scheune an Wilhelm PUHL abgetreten. 1888 war der halbe Stall zu Zimmern umgebaut worden, je eins im 1.Stock und im 2. Stock. Nach dem Tod von Andreas WEISGERBER am 2. April 1913 kam das Haus an Johann BECKER (1869-1919) und seine Frau Elisabeth BECKER (1870-1954). Sie hoben das Dach an, sodass die Zimmer im ersten Stock höher wurden und bauten an der Rückfront neue Schweineställe und einen neuen Backofen. Nach 1935 ging das Anweisen an den Wagner Alois SCHERER (1902-1967) und an seine Frau Maria MAYER. In dem Haus richtete er eine Wagnerwerkstatt ein. 1937 wurde die Front umgebaut. Wohnhaus und Wagnerwerkstatt wurden durch Artilleriebeschuss zu 29 % mittelschwer beschädigt und wieder instandgesetzt. Auch der Hinterbau, der total zerstört war wurde wiederaufgebaut.
Heute: Feuerwehr
Die Gemeinde Saarwellingen kaufte nach 2010 das Haus und das Nachbargebäude, ließ die Gebäude abreißen und errichtete auf dem nun freien Platz ein neues Feuerwehrgerätehaus, das im Mai 2018 mit der symbolischen Schlüsselübergabe in Betrieb genommen wurde. Das Gebäude in der Schlossstraße ist 40 Meter lang, um die 20 Meter breit und am Dachfirst bis zu neun Meter hochsteht. Das neue Gerätehaus kostete 3,2 Millionen Euro. Die Halle hat Platz für fünf Feuerwehrfahrzeuge. Die Gesamtfläche des Gerätehauses liegt bei brutto 1300 Quadratmetern. Darin sind 160 Quadratmeter an geräumigen Umkleiden für Männer und Frauen, Duschmöglichkeiten und Toiletten enthalten. Um das Gebäude zu realisieren, wurden 11 000 Kubikmeter an Erdmassen abgetragen.