Themen : Saarwellinger Plätze & Gebäude
im Spiegel der Zeit
Die alte Dorfbrigg
Die Straßenkreuzung Schlossplatz - Bahnhofstraße - Lebacher Straße - Schlossstraße wird im Volksmund allgemein "Dorfbrigg" genannt. Zur Namensgebung beigetragen hat der Heßbach, der parallel zur Lebacher Straße kommend, über den Schlossplatz läuft und schließlich hinter dem heutigen ALDI-Gebäude in den Ellbach fließt. Der Bachlauf war ursprünglich offen, einer Brücke von der Bahnhofstraße (früher Nalbacher Straße) und der Schlossstraße (früher Kirchenstraße) verdankt die Kreuzung ihren Namen.
In den Eckhäusern an der Kreuzung befanden sich imposante Gasthäuser:
Gasthaus Reichskrone
An der Ecke Schlossplatz / Bahnhofstraße Das Anwesen ist im eigenen Abschnitt Reichskrone beschrieben.
Gasthaus Nassauer Hof
Seit wann das Gasthaus auf dem Eckgrundstück Parzelle 399/400 stand, ist nicht bekannt. Johann KRÄMER (1754-1801) war nicht nur Lebensmittelhändler und zeitweise Gemeindeschöffe. Mit seiner zweiten Frau Anna Maria BRAUN (1765-1845), die er 1797 geheiratet hatte, betrieb er auch den Nassauer Hof. Nach seinem Tod heiratete seine Witwe den Gerichtsvollzieher Johann WARKEN (1757-1833). Dieser war von 1817 bis 1828 Wirt des Gasthauses.
Nach ihm betrieb der Wirt Anton Wilhelm SIEGLER (1811-1856) und seiner Frau Anna KOWATSCH (1817-1868) den Nassauer Hof. Nachfolger als Wirt war sein Sohn Johann Baptist SIEGLER (1838-1875). Nach seinem frühen Tod ging die Wirtschaft nach 1875 an den Wirt und Ackerer Friedrich KLEIN (1847-1898) über. 1878 hatte er die Konzession zum Betrieb dieser Gaststätte.
Am 06.01.1881 brannte es in seiner Scheune. Ein Übergreifen des Feuers auf zwei in der Nähe stehenden Gebäude mit Strohdächern konnte vermieden werden Friedrich KLEIN war neben seiner Tätigkeit als Wirt auch Ackerer und Fuhrmann. 1886 wurde er verurteilt, weil er an einem Sonntag Mauerreste an seinem teilweise abgebrannten Gebäude entfernte.
1887 baute er eine neue Futterküche und einen Schweinestall hinter dem Wohnhaus. 1892 war die Hypothekenschuld von 4200 Mark von seinem Schwiegervater Peter MASLOH auf ihn übergegangen. 1894 stellte Friedrich KLEIN den Antrag sein Gasthaus zu vergrößern. Dazu baute er den Hofraum hinter seinem Hause zu einem großen Saal um, welcher dann dem neu gegründeten Turnverein als Vereins- und Übungslokal dienen sollte. Nach dem Tode von Friedrich 1898 ging der Betrieb an seinen Sohn Nikolaus KLEIN (1875-1950) über. 1902 wurde das Gasthaus durch Brand beschädigt. Nikolaus KLEIN, gen. "Fritz sein Nikla" und seine Ehefrau Margaretha Josephine MASLOH (1874-1945) planten 1903 den Neubau eines Wohnhauses zum Wirtschaftsbetriebes mit Scheune, Stall, Tanzsaal, Brunnen und Abortanlage auf dem Grundstück 2093/400. Das neue Gasthaus wurde "Kaiserhof" genannt. Am 5. September 1914 brannte die Scheune mit Stall ab und wurde wieder aufgebaut. Nikolaus KLEIN war Ackerer und hatte einen Fuhrwerksbetrieb. Die Wirtschaft war um 1935 an Peter GILLO aus Überherrn verpachtet, der bereits 1938 das Vereinshaus in der Bahnhofstraße übernahm.
Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Wohnhaus, Gasthaus und Stall zu 51 % schwer beschädigt. Ein Totalschaden zu 78 % entstand am Saalanbau, die Scheune wurde zu 15 % nur mittelschwer beschädigt. 1946 wurde das Gasthaus "Nassauer Hof" genannt. Besitzer wurde später der Fuhrunternehmer Heinrich DRÄGER (gen. "Karo").
Gasthaus Germania
Mitten im Dorf an der Kreuzung Bahnhofstraße/Lebacher-Straße stand das alte Wirtshaus "Germania". Vor 1844 war das Haus im Besitz von Mathias SCHRÖDER. Vor 1900 hießen die Besitzer Peter MASLOH (1844-1918) und seine Frau Barbara KRÄMER (1845-1901). Ihnen gehörte auch das Nachbachhaus in der Bahnhofstraße, dem späteren Gottlieb-Markt und dem Postamt. 1922 war das Haus an seinen Sohn Johann Josef MASLOH (geb. 1886) übergegangen. Dieser war zu dieser Zeit Wirt des Gasthauses "Neue Welt" am Weg von Saarlouis nach Picard. Inhaberin des Gasthauses "Germania" war seine Frau Anna MASLOH, geb. JUNG (1885-1965). Danach war Albert HECKMANN, genannt "Buwi" (1909-1979) mit seiner Frau Agnes BLUG (geb. 1907) Wirt des Gasthauses. Er betrieb nach dem Krieg eine Gastwirtschaft in Schwarzenholz.
Das Wohnhaus und die Gaststätte wurden Ende des Zweiten Weltkrieges zu 75 % schwer beschädigt. Der Schuppen wurde total zerstört. 1948 baute der neue Besitzer Walter MERTEN das kriegsbeschädigte Wohn- und Geschäftshauses wieder auf und führte hier ein Textilgeschäft. 1952 sollte neben dem Haus ein einstöckiger Zwischenbau errichtet werden. 1960 wurde das Wohn- und Geschäftshaus erweitert. Walter MERTEN verkaufte in seinem Geschäft zusätzlich Angelsport-Zubehör. Bei Angelsportlern bekannt der Rutenhalter "WMS2050", den Merten entwickelte und patentieren ließ, heute nur noch bei Ebay zu finden.
Später wurde ein NKD-Markt eröffnet. Bis 2019 war in dem Haus das "Stoffparadies". Heute befindet sich hier ein Energieberatungs-Unternehmen.