Themen : Saarwellinger Plätze & Gebäude
im Spiegel der Zeit
Das Gasthaus Zur Reichskrone
Vor 1740 stand hier das Haus des Juden BONNEM Abraham Michel, Gastwirt, gen. "Wellinger" (1680-nach 1766). Das Haus wurde "Juden Michels Haus" genannt. 1770 hieß der Wirt Bonnem Baruch Seligmann, Sohn von Michel BONNEM und um 1780 Feis WEIL (1745-1812). Er war Rabbiner, Hebräischlehrer und Gastwirt und hatte das Gasthaus seines Verwandten Baruch Seligmann BONNEM in der Ortsmitte übernommen. Dort richtete er ein Schulzimmer für den Hebräisch-Unterricht der jüdischen Kinder ein. Sein Sohn Hirsch WEIL renovierte 1808 das alte Gasthaus, das er von seinem Vater geerbt hatte. Hier soll, einer Anekdote zufolge, Napoleon auf seinem Rückzug aus Russland übernachtet und seine Pferde gewechselt haben.
Ab 1810 betrieb Hirsch WEIL (1783-1857) eine Metzgerei hinter dem Gasthaus. Nach dem Einmarsch der preußischen Truppen 1815 nannte Hirsch WEIL sein Haus "Gasthaus Zur Reichskrone". Von 1853 bis 1863 betrieb Feis WEIL (1823-1894) , Sohn von Hirsch das Gasthaus. Er verkaufte die Wirtschaft 1863 für 1800 Taler an Johann SCHRÖDER und Maria SCHACKMANN. Danach ist er mit seiner Familie nach Frankreich (Paris) und später in die USA ausgewandert. In New York kam die Familie am 26.08.1864 mit Schiff "Cella" aus Le Havre an.
Nachdem die Familie SCHRÖDER nach 1866 aus Saarwellingen verzogen war, kam das Haus an Simon STEIN (1830-1916) und seine Frau Eva Franziska SIEGLER, eine Tochter des Wirtes Anton Wilhelm SIEGLER aus dem gegenüberliegenden Nassauer Hof. Simon STEIN war Wirt, Bieragent und Bäcker. 1884 verkaufte er das Anwesen an seinen Neffen Johann Heinrich STEIN (1857-1939) und an seine Frau Maria Elisabeth LAUR (1864-1921) für 21000 Mark. Die Familie zog um 1900 in das leerstehende Nachbarhaus, das Gasthaus wurde an Ferdinand SEIF verkauft. 1893 hatte Ferdinand SEIF (*1867 in Trier) die Tochter Anna Catharina STEIN (1873-1942), eine Tochter von Simon geheiratet. Diese übernahmen um 1900 für einige Jahre das Gasthaus unter dem Namen "Ferdinand Seif-Stein, vormals Stein-Laur".
Aber schon am 30.01.1906 verkauften Ferdinand SEIF, jetzt zu Luxemburg wohnhaft, und Anna Catharina STEIN den Betrieb samt Mobiliar zum Preis von 50000 Mark an Johann Adam HUBER und Frau Helene ROUSSELANGE. Im August 1907 kaute der Wirt Wilhelm LESCH (geb. 1868) aus Dudweiler die Gastwirtschaft. Er blieb bis zum Januar 1910. Ab 1910 gehörte die Gastwirtschaft "Zur Reichskrone" und später "Gasthaus Bilsdorfer" genannt bis nach dem Zweiten Weltkrieg der Familie BILSDORFER. Zwischen 1930 und 1934 wurde am Haus am Schlossplatz eine Tankstelle der Firma Shell geplant. Das Anwesen mit Wohnhaus, Gastwirtschaft und Saal, wurde Ende des Zweiten Weltkrieges zu 95% total zerstört und in veränderter Forn neu errichtet. Der Wirt Johann BILSDORFER (1879-1956) und seine Frau Anna STEUER (1887-1954) nannten das Gasthaus 1946 zeitweise "Hubertusecke". Ab 21.10.1961 wurde das Gebäude als Filiale Kreissparkasse Saarlouis genutzt. Im rechten Teil des Erdgeschosses befand sich ab 1959 zeitweise gleichzeitig zur Sparkasse eine Gottlieb-Filiale.