Themen : Saarwellinger Plätze & Gebäude
im Spiegel der Zeit
Die alte Pfarrkirche
Aus der Pfarrchronik von 1840
Die Kirche in Wellingen ist auf einer Anhöhe, Eichberg genannt, ganz present erbaut, indem sie so ziemlich in der Mitte des Dorfes liegt. Ihre Richtung geht von Westen nach Osten. Um dieselbe herum liegt der mit einer Mauer umgebene Begräbnisplatz, der indessen für die Bevölkerung zu klein zu werden anfängt. Auf den Kirchhof führen zwei Thüren, eine dem Eingange der Kirche, die andere dem Pfarrhaus gegenüber. Mit Ausnahme des Thurmes u. des Daches ist die Kirche gegenwärtig 90-100 Jahre alt. Dem in dem Visitations-Protokoll von 1739 in der bischöflichen Kanzlei zu Trier wird berichtet, daß die Wellinger Kirche im Jahre 1736 baufällig gewesen sei; die Gemeinde habe bei dem Grafen von Wied-Runkel um den Neubau suppliziert. Dieser aber habe vorgegeben, obgleich er den Zehnten bezöge, so sie er verbunden, doch nicht zum Kirchenbau, indessen wolle er der Gemeinde ein Attestat geben, damit sie eine Collecte machen könne.
Die im J. 1736 baufällig gewesene Kirche scheint noch diejenige gewesen zu sein, welche nach Schnetter's Bericht im J. 1618 repariert wurde. Es wurden nämlich damals von außen steinerne Pfeiler angebaut. Nach der Tradition waren davon auch von der abgerissenen Kirche, deren Unbrauchbarkeit überdieß durch ein Erdbeben, bei dem sie Risse bekommen hätte, herbeygeführt worden sein soll. Von einem Erdbeben in der genannten Zeit finden sich auch noch Sagen in anderen benachbarten Ortschaften hiesiger Gegend. Daß zwischen 1618 u. 1736 ein Neubau stattgefunden hat man keine Nachrichten und darum ist die angegebene Meinung wahrscheinlich.
Bis 1816 stand das Gebäude unbeschädigt u. wie es scheint auch unverändert. In diesem Jahr wurde nämlich wie schon oben erzählt die Kirche bis auf die Mauern u. die Sakristei mit allen darin befindlichen Holz(ge)werbe ein Raub der Flammen, welche zugleich einen Theil des Dorfes verzehrten. Die Reparatur wurde 1819 begonnen u. 1823 vollendet. Der Thurm, welcher sonst beim Anschlusse des Schiffes an den Chor außenwärts an der Nordseite stand, wurde jetzt voran an die Kirche aufgeführt. Sie mißt in der Länge 111 Fuß, davon kommen 78 auf das Schiff u. 33 auf den Chor. Breit ist sie in jenem 38 Fuß, in diesem 27. Von der Wölbung, die in einem einfachen Anwürfe von Haar-Mörtel besteht, bis zum Paviment ist sie 24 hoch. Der Turm hat bis zur Krone, die ein ziemlich hohes spitzauslaufendes achteckiges Schieferndach bildet, eine Lände von 58 Fuß. Der Helm selbst ist 63 lang. - Rheinisches Maß.
Die Baukosten für den neuen Thurm und das Dachwerk über der Kirche, waren 1819 gebaut worden, beliefen sich auf 4500 Thaler preußisch. Dieses Geld wurde aus versteigertem Gemeinde-Land u. aus Holz der Gemeinde-Waldung zusammengebracht. Den Plan verfertigte Bau-Conducteur Koster aus Saarlouis. Unternehmer war Maurermeister Marion aus Saarlouis. Fünf Gemeinde-Glieder bildeten eine Bau-Beaufsichtigungs-Commission. Die beiden Glocken im Thurm wurden 1819 u. 20 in Saarburg gegossen von dem Glockengießer Mabillon. Die größre wiegt 1400 Pfund, die kleinere 1100 Pfund.
Die alten beim Brande der Kirche geschmolzenen Glocken sollen einen schönen und weiter vernehmbaren Ton gehabt haben, als die jetzigen, obgleich sie nicht mehr Stoff enthalten als diese. Die Errichtung der Emporkirche und die Verfertigung der Kirchenstühle wie auch der anderen inneren Einrichtungen wurden auf dem Wege der Oeconomie ebenfalls aus Gemeinde-Mitteln bestritten. Die nöthigen Hölzer gab der Gemeinde-Wald. Die Kosten für die Emporkirche u. innere Einrichtung betrugen 879 Thlr. Preuß. Einige Verzierungen an Altären u. dgl. Und Heiligenbilder besorgte die Kirchenkasse.
Unser Gotteshaus ist noch hinlänglich groß genug für die Kirchengemeinde. Es ist erhellt durch sechs große Fenster im Schiff u. zwei im Chor. Auf jeder Seite sind vier. Die Fenster sind von Glase. Die Scheiben stehen in Bley und haben Befestigung von eisernen Wind- u. Bankeisen. In der Kirche sind ein Hochaltar (der Hochaltar kommt aus der ehemaligen Jesuiten-Kirche in Trier) mit hohen Aufsatz, dediziert dem Patron der Kirche, dem S. Blasius, zwei Nebenaltäre, der eine der S. Maria, der andere dem S. Martinus, patronus secundarius, gewidmet. Auf dem Hochaltar wird das Sanctimam in einem tabernaculo versatiti aufbewahrt. Außer dem Hauptaltar ist noch im Chor ein Vesperstuhl für den Geistlichen, zwei größere Stühle für die Chorsänger und Bänke für die kleineren Kinder.
Die Communios-Bank trennt den Chor von dem Schiffe. In diesem befinden sich die beiden Nebenaltäre mit den Statuen der nannten Heiligen, welchen sie dediziert sind. Der Taufstein, die Kanzel, zwei Beichtstühle und vier und vierzig große Kirchenstühle von Eichenholz in zwei Reihen gleich verteilt, elf bis zwölf Personen fassend, und zwischen sich einen Durchgang so breit wie das Kirchenthor lassend. Vor den Nebenaltären sind Kniebänkchen für die größeren Schulkinder. Auf der Emporkirche sind sechszehn große Stühle wie die beschriebenen. Im Thurme ist außer den beiden Glocken auch eine gute Uhr, welche aus der Kirche der ehemaligen Augustiner von Saarlouis herrührt. Das Werk derselben ist von Eisen. In 24 Stunden ist sie aufzuziehen. In der unteren Etage des Thurmes sind zwey Treppen angebracht, auf denen man zur Emporkirche gelangt. An dem östlichen Ende des Chores ist die Sakristei - hier Preßkammer genannt - angebracht u. zwar außerhalb der Kirche.
Sie hat einen Ausgang auf den Kirchhof und mit eisernen Gitter versehene Fenster. In derselben stehen zwei große Paramenten-Schränke u. ein Beichtstuhl. Anbelangend die Bildhauerarbeiten und Gemälde in der Kirche, kann noch bemerkt werden, daß dieselben keinen Kunstwert haben u. daher auch hier nicht speziell angeführt worden sind. Die Arbeit am Choraltar jedoch ist ziemlich geschmackvoll u. ansprechend. Ebenso eine Marienstatue der Kanzel gegenüber.
Die alte Pfarrkirche wurde, nachdem der Neubau fertig gestellt war, in der ersten Hälfte des Jahres 1901 abgerissen. Am 28. Mai 1906 wurde auch der Friedhof geschlossen.