Themen : Historischer Spaziergang Saarwellingen
Auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit
Station 1: Schloss


1222 wird zum ersten Mal eine Wasserburg in Saarwellingen erwähnt, die mitten im Dorf stand. Die Brüder Reiner und Boemund von Saarbrücken, beide Ritter, hatten das Dorf von dem Saarbrücker Grafen Simon III. als Lehen übernommen. Jeder der Brüder ließ eine Burg erbauen. Die Burg Boemunds lag an der Stelle des heutigen Rathauses mitten im Dorf am Unterlauf des Heßbaches. In der Folgezeit teilten sich die Herren von Kriechingen, von Rollingen und von Saarbrücken die Herrschaft und die Burg. Es war eine Wasserburg mit einem tiefen Graben, einer Zugbrücke, starken Mauern und einem großen Hof in der Mitte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg 1637 und 1640 ausgeplündert und war in einem sehr schlechten Zustand.
1638 schrieb der damalige evangelische Pfarrer von Saarwellingen Peter Schnetter, der nach Metz geflohen war: „Das Haus oder Schloss (in Saarwellingen) hatte, als ich dort ankam (im Jahre 1600), noch eine aufziehbare Brücke mit einem tiefen Graben, und wurde von altersher „Festung Wellingen“ genannt. Der Graben ist jetzt (im Jahre 1638) mit Calmus (Unkraut) zugewachsen, so dass kein Wasser mehr da ist. Im unteren Stock des Schlosses gab es einen Ziehbrunnen“. Im Jahre 1659 war die Burg völlig zerstört.

Seit 1659 gehörte die Herrschaft Saarwellingen den Grafen von Kriechingen ganz. Erst 1715 wurde mit dem Neubau eines Schlosses auf dem ehemaligen Burggebäude begonnen. 1719 waren die Arbeiten abgeschlossen. Zwischen zwei lang gestreckten Wirtschaftsgebäuden lag ein Hof, der im Hintergrund von dem Schloss begrenzt wurde. Dahinter lag ein weiterer Hof, Scheunen und ein Garten. Das Schloss verbrannte durch Unachtsamkeit im Jahre 1766. Mittlerweile gehörte die Herrschaft Saarwellingen den Herren von Wied-Runkel. Diese waren 1726 in Besitz der Herrschaft gekommen. Sofort nach dem Brand wurde begonnen ein neues schöneres Schloss zu errichten.

Eine Beschreibung des Schlosses stammt aus dem Jahre 1775:
Das Residenzhaus, zweistöckig, mit gebrochenem holländischem Dachwerk, grenzt vorn an den offenen Heßbach in der Ortsmitte. Es hat beiderseits zwei große
Hofpforten mit Torbögen. Über eine schöne zweiseitige Treppenanlage gelangt man durch die Doppel-Eichentür ins Schloss. Über dieser Tür und dem großen
Glas-Oberfenster hat der Saarlouiser Künstler Ferdinand GANAL das herrschaftliche Wappen, den Saarwellinger Löwen, in Stein gehauen. Es reicht bis zum
Flurfester der oberen Etage. Hinter dem Schloss bis zum Scheunenbau liegt ein großer gepflasterter Hof mit Brunnen und Wassertrog als Pferdetränke. Die
beiden niedrigen Wirtschaftsgebäude rahmen das Schloss, den Hof und die Scheune ein. Richtung Engelstraße enden sie in zwei Türmen. Eine hohe Mauer bildet
die Grenze zum Gemüse- und Lustgarten. Der Wirtschaftstrakt zur heutigen Wilhelmstraße hat besondere Funktionen. Er beherbergt die Amtsstube und das Büro
der Rentkammer. Dahinter kommen die Küche und ein Vorratsraum. Die Schafställe schließen sich an. Der andere Wirtschaftstrakt enthält Schaf- und
Pferdeställe, Holz- und Getreidespeicher, sowie die Feuerwehrgeräte. Die untere Etage des Turmes ist als Gefängnis ausgebaut mit zwei Luftlöchern zum Hof
und zum Obstgarten. Die Scheune mit großem Dachgeschoss besteht aus der Tenne, Kuh- und Schweineställen und einer Kutschen-Remise mit einem Pferdestall. Es
gibt drei Gärten, der große Gemüse- und Lustgarten mit Buchenallee, Buchsbäumen und Pyramiden-Obstbäumen grenzt an die heutige Engelstraße. Ein weiterer
Gemüsegarten mit Weinstöcken liegt entlang der heutigen Wilhelmstraße und der sogenannte Baumgarten zieht sich hinter dem Gefängnisturm parallel zur
heutigen Schlossstraße. Darin stehen etwa 90 große und kleine Obstbäume.

Nach der Französischen Revolution (1789 bis 1799) steigerte Jean ROSIER (1771–1855), „garde à cheval“ aus Saarlouis, 1804 das Saarwellinger Schloss samt Stallungen für 1200 Frs. von der französischen Behörde und verkaufte das Schloss am 06.04.1811 an den Amtsarzt Nicolas LACROIX (um1765–1824) aus Saarlouis. Die Stallungen verkaufte er an Johann Mathias BRITZ (1773–1833). LACROIX betrieb von 1804 bis 1809 hier eine Gastwirtschaft, eine Schnapsbrennerei und eine Tabakmanufaktur. Am 17.10.1818 verkaufte er das Schloss an die Gemeinde Saarwellingen, die in dem Gebäude eine Schule einrichtete.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schlossschule stark beschädigt (linker Teil zu 68 %, rechter Teil zu 83 % zerstört). 1948 wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen. Die Schlossschule war bis März 1976 in Betrieb. Nach Sanierung und Umbau wurde 1978 in dem Gebäude das neue Saarwellinger Rathaus eingerichtet. Der Ausbau und die Renovierung des Schlosses fanden im Jahre 2003 ihren krönenden Abschluss. Es ist der Torbogen, der nach historischem Vorbild neu gestaltet wurde. Der ehemalige Bogen war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.