Themen : Historischer Spaziergang Saarwellingen
Auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit
Station 10: Altes Rathaus
Ein eigenes Amtsgebäude hatte die Bürgermeisterei früher nicht. Die Amtsräume befanden sich ursprünglich in der Wohnung des Bürgermeisters,
dem dafür eine Miete bezahlt wurde. Ab 1831 war die Bürgermeisterei im Haus des Bürgermeister Georg ANTOINE (1799 – 1844). Er übte das Amt
von 1831 bis zu seinem Tod 1844 aus. Das Haus ist im Urkataster als letztes Haus in der sogenannten Vorstadt eingezeichnet. Heute steht
dort das "Alte Rathaus". Georg ANTOINE, Bruder des Saarwellinger Pfarrers Jakob ANTOINE, war zuerst königlicher Kreistierarzt und 1925
Bürgermeister von Großhemmersdorf. Verheiratet war er mit Friederike Elisabeth Adelheid HISGEN.
Vermutlich wurde das Haus vor 1860 niedergelegt, denn bereits 1860 hatte der Gemeindeeinnehmer Engelbert MÜLLER (1834 – 1892) hier ein neues Haus
errichtet. Das Haus stand vor dem späteren Amtsgebäude. Dieses Haus mietete die Gemeinde von Franziska Mathilde WEISMÜLLER, der Witwe von Engelbert
MÜLLER, 1880 in Trier wohnhaft. Ihr Vater war der Saarwellinger Bürgermeister Johann Georg WEISMÜLLER (1805 – 1880). Hier befanden sich nun die
Amtsräume mit der Bürgermeister-Dienstwohnung bis zum Neubau des "Alten Rathauses". WEISMÜLLER war von 1845 bis 1873 Bürgermeister der Gemeinde.
Von 1873 bis zum 30.10.1899 übte hier Bürgermeister Nikolaus Josef CLEMENS (* 1834 in Gerolstein) die Amtsgeschäfte aus. Davor war er Bürgermeister
in Überherrn-Berus gewesen.
Der Bürgermeister Johannes JUNGES (1862 – 1924) beantragte in der Sitzung der Bürgermeistereiversammlung vom 29. März 1900
den Bau eines eigenen Amtsgebäudes mit der Begründung, dass alle umliegenden Bürgermeistereien, außer Saarwellingen und Nalbach, eigene Amtsgebäude
errichtet hätten und die bisher benutzte Müller'sche Mietwohnung durch ihre Verwahrlosungsgrund Baufälligkeiten nicht mehr auch nur den bescheidensten
Anforderungen entspreche. Bürgermeister Junges hatte auch bereits Pläne entworfen, die er der Bürgermeistereiversammlung zur Annahme empfahl.
Der Beschluss zur Errichtung eines eigenen Amtsgebäudes wurde einstimmig gefasst. Die Platzfrage blieb jedoch noch offen.
In der Sitzung vom 20. April 1900 waren folgende Plätze von dem Bürgermeister in Vorschlag gebracht worden: 1. der Hügel des Müllers QUIRIN in der Vorstadtstraße, Kaufpreis 11000 Mark; 2. der Herrengarten, Fräulein KOWATSCH gehörend, Kaufpreis 12000 Mark; 3. der Kappelgarten, Kaufpreis 4500 bis 5000 Mark; 4. die Baumschule auf dem Eichberg, von der Gemeinde Saarwellingen kostenlos zur Verfügung gestellt lt. Gemeinderatsbeschluss vom 9. April 1900 (allerdings betrugen die Kosten des Zufahrtsweges, das Aufschütten eines Dammes und die Kosten des Brückenbaues 20000 bis 30000 Mark); 5. das bisher gemietete Grundstück der Witwe Engelbert MÜLLER in Trier, auf dem sich seit einem halben Jahrhundert die Amtsräume befanden.
Der Bürgermeister erklärte in der Sitzung, dass ihm von allen Bauplätzen der letztere besonders gefalle, da die Eigentümerin ihre ursprüngliche Forderung von 11000 Mark auf 5000 Mark herabgesetzt habe. Die Bürgermeistereiversammlung genehmigte in dieser Sitzung den auf dieses Grundstückes mit allen gegen drei Stimmen. Das neue Rathaus mit der Bürgermeisterwohnung wurde hinter dem alten Hause im Garten errichtet. Nach Fertigstellung und Übersiedlung in das neue Rathaus wurde das alte baufällige Müller'sche Haus auf Abbruch verkauft. Gesamtkosten: 26 757,40 Mark. Die zur Bürgermeisterei gehörenden 48 Apfel-, Birn- und Zwetschgenbäume im hinteren Garten blieben mit Übernahme des Hauses 1903 im Eigentum der Bürgermeisterei. Die übrigen Obstbäume und Sträucher im südlichen Gartenteil waren Eigentum des Bürgermeisters. Nachfolger von Johannes JUNGES wurde von 1919 bis 1920 der ehrenamtliche Bürgermeister der Bäcker Ernst Georg Gabriel LALLEMENT (geb. 1884 in Bingen/Boulay - Bionville-sur-Nied). Ihm folgte von 1921 bis 1922 Ludwig MÜLLER (geb. 1880 in Trier), Sohn Engelbert MÜLLER und Franziska Mathilde WEISMÜLLER. Anschließend war Nikolaus SALZIG (1877 – 1958) von 1922 bis 1935 Bürgermeister und von 1935 bis 1937 Amtsbürgermeister der Gemeinde Saarwellingen.
Die Büroräume wurden später erweitert. Im Jahre 1927 wurde die Südostseite des Rathauses aufgestockt und eine Warmwasserheizungsanlage in allen Räumen eingebaut. Im Jahre 1937 beabsichtigte man, die zur Straße gelegenen Amtsräume aufzustocken. Die Amtsältesten lehnten den Aufbau jedoch ab und beschlossen den dringend notwendigen Bau eines neuen Rathauses. Zu einem Neubau kam es nicht. Das Amtsgebäude Saarwellingen wurde Ende des Zweiten Weltkrieges durch Beschuss zu 45% mittelschwer beschädigt und wieder instandgesetzt. Auch das Wohnhaus des Bürgermeisters war zu 40% beschädigt. Auch dieses Gebäude wurde wieder hergerichtet. Das ehemalige Amtsgebäude dient heute als Veranstaltungsort der Gemeinde Saarwellingen. Im Wohnhaus befindet sich die Dienststelle der TWS (Technische Werke Saarwellingen).

