Digitalarchiv Saarwellingen

Themen : Historischer Spaziergang Saarwellingen

Auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit

 



Wegepunkt 2: Engelstraße

Ludwig Lazar, Engelstr. 2, um 1930

Die "Engelgass", um 1900 auch "Judengass" genannt, gehört zu den ältesten Straßen Saarwellingens. Hier lebten mehrere jüdische Familien. Die Synagoge - 1770 erstmals als Betsaal erwähnt - stand hier ebenso wie die jüdische Schule, eine Arztpraxis und eine jüdische Bäckerei mit Café. Nach der Saarabstimmung 1935 flüchteten viele Familien nach Frankreich und Luxemburg.

In der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge von Angehörigen der SA zerstört. Die Synagoge wurde nicht niedergebrannt, weil man Beschädigungen an den Nachbarhäusern befürchtete. Das Gebäude wurde anderweitig genutzt und nach der erheblichen Beschädigung im Krieg später als Wohnhaus wieder aufgebaut.

Weitere jüdische Wohnhäuser wurden geplündert und beschädigt. Die letzten Saarwellinger mit jüdischem Glauben wurden in den Wohnhäusern Engelstraße 6 und Vorstadtstraße 25 zusammengepfercht. Am 17.10.1940 deportierte man sie in das Lager nach Gurs in den Pyrenäen.

An diesem Tag endete das jüdische Leben im Ort. Die jüdische Schule wurde ab 1936 u. a. als Kindergarten genutzt und ab 2000 zum "Leo-Grünfeld-Haus", als Verwaltungsgebäude der Kommune umgebaut. Man beachte die "Stolpersteine", die zum Gedenken an das Schicksal der ehemaligen jüdischen Bewohner, in die Gehwege eingelassen sind. Vor der ehemaligen jüdischen Schule befindet sich der Stolperstein, der an den letzten jüdischen Lehrer, Leo Grünfeld, erinnert.