Digitalarchiv Saarwellingen

Themen : Historischer Spaziergang Saarwellingen

Auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit

 




Station 11: Untere Mühle (Quirins's Mühle)

Die Quirinsmühle im Jahr 2020
Das Mühlengebäude - hier noch mit Schornstein
Die Quirins-Mühle im Jahre 1904

Neben der Oberen Mühle gab es eine weitere Mühle in Saarwellingen. Sie lag etwa 300 Meter rechts der Vorstadtstraße. Sie war in herrschaftlichem Besitz und an verschiedene Müllerfamilien verpachtet. Wann genau die Untere Mühle erbaut wurde, ist nicht bekannt. Nach den Zerstörungen im 30–jährigen Krieg, den Wirren der Kriege Ludwigs XIV. und des Spanischen Erbfolgekrieges bis 1714 spielte die Obere Mühle als Saarwellinger Bannmühle die erste Rolle. Von der Unteren Mühle hören wir erst im Jahre 1723. 1723 erhielt Johann Georg STRAUSS (1693–1748), ein Sohn des Müllers Johann Michael STRAUSS der Oberen Mühle, von der gräflichen Verwaltung in Saarwellingen den Auftrag, die zerfallene Untere Mühle nahe der Straße nach Saarlouis wiederaufzubauen und zu bewirtschaften. Bald florierte die neue Mühle und 1736 ernannte der Graf von Wied–Runkel Johann Georg STRAUSS zum Saarwellinger Bannmüller.

Johann Georg STRAUSS starb am 12.8.1748. Seine Witwe Helena METZGER (1693–1763) hielt nun beide Saarwellinger Mühlen, die Obere und die Untere Mühle, in ihrem Bestand als Erbin ihrer Eltern und Schwiegereltern. Nach der Heirat ihrer Tochter Elisabeth (1724–1773) mit dem Ackerer Michael PUHL (1713–1778) übernahm nun dieser 1754 die Mühle. Der Schwager von Michael PUHL, Mathias MÜLLER (1726–1785) betrieb 1760 als Pächter die Mühle. Auf Mathias MÜLLER folgte 1787 der Ackerer und Müller Johannes PUHL als letzter Pächter vor der Französischen Revolution. Am 10.08.1803 wurde die "Untere Mühle mit einem Gange" für 4000 frs. versteigert. Käufer war der Müller Wilhelm KLEIN aus Dillingen. Der Müller Matthias QUIRIN aus Wehrden (1833–1875) kaufte 1857 die Mühle. Seit dieser Zeit heißt die Mühle auch „Quirins–Mühle“. 1865 besaß die Mühle zwei Mahlgänge und eine Putzmaschine, zwei oberschlächtige Wasserräder. Matthias QUIRIN erneuerte die Mühle mit Ökonomiegebäude und Wohnung in den Jahren 1869 bis 1871 in den Grundrissen, wie sich die Gebäude heute noch darstellen.

 
Lageplan von 1925
Familie Jakob Quirin ca. 1943

Am 06.01.1895, am Sonntagmorgen ½ 1 Uhr brannten die Scheune und die Ställe bis auf die Grundmauern ab. Das Wohnhaus wurde im oberen Stock stark beschädigt. Die Mieter im Wohnhaus waren die Familien Johann BECKER, Jakob GEIBIG und Johann RESCH. Personen kamen nicht zu Schaden. Der Eigentümer wohnte 1000 Schritte entfernt und hatte vom Brand erst spät erfahren. Die Mühle, ursprünglich als Wassermühle betrieben, wurde im Jahre 1904 Johann QUIRIN (1835–1904), Bruder von Matthias QUIRIN, zusätzlich mit einer Dampfmaschine ausgerüstet, da die vorhandene Wasserkraft nicht ausreichte die Walzenstühle und Mahlgänge zu betreiben. 1922 baute sein Sohn Jakob QUIRIN (1876–1952) die alte Dampfmaschine wegen Unwirtschaftlichkeit aus. Die späteren Betreiber der Mühle waren seine Söhne Alfons QUIRIN (1912–1942), der als Soldat in Russland fiel und Johann QUIRIN (*1915). Sie gaben im Jahre 1932 aus wasserrechtlichen Gründen den Mühlenbetrieb mittels Wasserkraft ganz auf und stellten den Betrieb auf Dieselmotor um. 1937 entstand in der Mühle ein Schadenfeuer, wodurch diese total zerstört wurde. Sie wurde noch im gleichen Jahr wieder nach modernsten Gesichtspunkten aufgebaut. 1941 musste der Betrieb erneut umgestellt werden, da Dieselöl nicht mehr in ausreichenden Mengen zur Verfügung stand. Jetzt wurde der Betrieb voll elektrifiziert. Alleiniger Inhaber des Mühlenbetriebes ab 1948 war der Johann QUIRIN–WERTH. Er betrieb die Mühle bis 1962 und stellte dann den Betrieb ein.

Situationsplan von 1865

Die Untere Mühle im Jahre 1865: Der Müller Mathias QUIRIN wollte einen Dampfkessel und eine Dampfmaschine zum Betrieb eines Mahlganges errichten, um bei Wassermangel noch mahlen zu können. Die Mühle wie auch die nebenliegenden Ökonomiegebäude waren massiv mit Ziegeln gedeckt, auch das Maschinengebäude war massiv, die Grundstücke rechts des Mühlenteiches waren Wiesen, links war Ackerland. Ein Gebäude war einstöckig, mit Fachwerk und mit Stroh gedeckt, zwei Gebäude und die Ökonomiegebäude waren massiv erbaut und mit Ziegeln gedeckt. Das Wohngebäude hatte zwei Stockwerke. Die ganze Mühlenanlage bestand aus drei Abteilungen, eine enthielt die Wasserräder, eine die Dampfmaschine nebst Kessel und die dritte im Souterrain die verschiedenen Räder und Transmissionen.