Themen : Historischer Spaziergang Saarwellingen
Auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit
Station 6: Die ehemalige Burg Hesebach
Die verlängerte Straße "Zum Rotwäldchen", früher Falscheider Straße, heißt heute noch im Volksmund "alter Schlossweg". Im Wiesental
der der Kriechwiese, dort, wo der Weg nach links am Abhang des Oberscheidchens zur Seiters führt, überquert eine kleine Brücke den
Heßbach. In einer Karte des Jahres 1725, gefertigt aus Anlass eines Prozesses der Grafschaft Kriechingen gegen die Gemeinde Saarwellingen
vor dem Reichskammergericht in Wetzlar, ist das alte Schloss in der Seiters eingezeichnet. Nach der Karte könnte es ein viereckiger
Bau gewesen sein, der von einem Wassergraben umschlossen war. In der Nähe soll es einen Burgquell gegeben haben, den 1638 Pfarrer
Schnetter in seinem Bericht erwähnt.
Er schreibt: "Der Ort Hesebach, genannt vom Schloss, welches vor Zeiten die adeligen Rollingschen Herren bewohnt haben, die Riesen
genannt, weil sie große und starke Leute gewesen, ist endlich ruiniert worden. Es hat einen Brunnenquell gehabt, der entspringt
beim Schlossgraben und kein ander Fisch als Forellen und Krebse zielet."
Die kleine Burganlage war vermutlich eine Turmhügelburg und wurde von Boemund III. (geboren um 1215), als Lehnsherr der Grafen von Saarbrücken Mitte des 13 Jahrhunderts erbaut. In Niederungslagen wurde bei der Anlage der Kernburg ein Ringgraben ausgehoben und der Grabenaushub in der Mitte aufgeschichtet. Die so entstehende Motte konnte mit weiterem herbeitransportierten Erdmaterial erhöht werden, in manchen Fällen fand eine solche Erhöhung erst in einer späteren Bauphase statt. Idealerweise entstanden dabei kleine, aber sehr steile Hügel, die nicht leicht gestürmt werden konnten.
Daß neben der Burg zeitweilig tatsächlich eine kleine Ansiedlung bestand, erfahren wir aus einer Urkunde des Jahres 1343. Boemund von Dagstuhl verkauft für 200 Tournosen an Raimund von Saarbrücken sein Drittel von allem was Zehnten gibt, seine Gefälle und die Frohndienste und Liegenschaften des Dorfes und der Pfarrei Wellingen, außerdem die Leute mit der Wehrerbschaft, die er an den Einwohnern in dem Dorf zu Heysebach hat (Metz 10F1080). Dann nennt der Vertrag die Einwohner der Ansiedlung. Es sind Conrad, genannt Brulic, Syboden, genannt Rosenkranz, und seine Schwester Odilia. Die Siedlung im Schatten der Burg war klein und hat offentsichtlich nur aus zwei Gehöften bestanden. Diese drei Personen sind jedenfalls die ältesten Saarwellinger, die wir mit Namen kennen. 1718 weiß man noch dem dem Dörfchen, denn als die Bauern das Heu aus den Wiesen abfahren, werden diese als Adhörenzstücke (Anhangs-) für die Herrschaft beansprucht: Um die "Gegend, Hoesbach genannt, allwo ehemalen noch ein altes Schloß und einige Häuser gestanden, nachdem aber... das Schloß verfallen, die Einwohner der übrigen alten Erben verstorben, so ist es ja rechtens, daß solche heimgefallenen Plätze und Ländereien der Herrschaft allein zukommen."
Das Dörfchen, sicher ebenso kurzlebig wie die Burg, trug theoretisch den Keim zu einer größeren Siedlung in sich, wie sich ja um viele Burgen Dörfer und Städte entwickelt haben. Aber mit ihrem Untergang und der Vergabe des rollingischen Lebens an Kriechingen sind die Bewohner in das Dorf Wellingen verzogen, wie sich an der genannten Familie Rosenkranz zeigen läßt. Der Untergang der Burg wird in der heimatkundlichen Literatur in das Jahr 1372 gesetzt. Damals hatten die Metzer, als die von der Hesebach zurückkamen auch Untertanen aus Roden verschleppt. Hesebach spielt auch im Streit zwischen Nassau-Saarbrücken und Kriechingen eine Rolle. Saarbrücken gegen 1595: Der gnädige Herr zu Kriechingen gibt vor und prätendiert, als ob das Ort oder die Pflege im Gewälde, genannt Heesbach, Ihrer Gnaden allein zugehörig sein sollte, und daß solches auch in den lothringischen Lebensbriefen als abgesondert ausdrücklich begriffen sei. Welche Pätention aber weit fehl, denn dieselbige Pflegt, Heesbacher Gewald und das Forellenbächlein, - so auch die Heesbach genannt - samt dem Fruchtzehnten desselben sind über Menschengedenken mit Nassau je und allerwegen auch noch gemein gewesen.
Der Trierer Bischof Joseph von HOMMER fragte in einem Schreiben am 24. August des Jahres 1833 bei dem Saarwellinger Pastor STEFFEN nach, was es eine
Bewandtnis hätte mit dem Brunnenquell bei Heßbach. Pfarrer Mathias STEFFEN (1821 - 1835) antwortete:
"Mit der Brunnenquelle bei Hesebach, jetzt noch der Schlossborn genannt, 200 Schritte von den Ruinen des Schlosses entfernt, hat es kein
besonderes Bewandtnis mehr. Noch vor mehreren Jahren war er schön und weitläufig mit Holz eingefasst, nun aber ganz vernachlässigt, so,
dass man kaum die Quelle mehr bemerkt".
Dieser Brunnen war bis vor kurzem bekannt und sein Wasser wurde beim Heumachen wegen seiner Kühle gern getrunken. Offensichtlich ist er bei der Anlage des Wochenendhauses und dre Fischteiche des Herrn Landrat Schmitt 1968 zerstört worden. Dabei aufgelesene und angezeigte Scherben von Krügen stammen in der Tat aus dem 14. Jahrhundert. Heute liegen diese Tonscherben im Archiv des Landesdenkmalamtes. Außerdem konnten noch Mauersteine und zwei Tonscherben beim ersten Weiher gefunden werden. Diese müssen noch genau datiert werden. Am 27. Oktober 2022 verschafften sich der Bürgermeister Manfred Schwinn, der Leiter des Bauhofes Rainer Schumacher, Frau Cornelia Rohe von Kulturamt, ein Vertreter des Bauamtes, die Archivare Wilhelm Kessler und Hans Peter Klauck sowie einige interessierte Bürger vor Ort einen Überblick. Eingeladen zur Ortsbegehung war Professor Dr. Wolfgang Adler, Leiter der saarländischen Bodendenkmalbehörde. Er ordnete die Funde ein und machte für das weitere Vorgehen einige Vorschläge. Die Suche geht weiter.

