Digitalarchiv Saarwellingen

Themen : Historischer Spaziergang Saarwellingen

Auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit

 




Station 7: Jüdischer Friedhof

Jüdischer Friedhof in Saarwellingen
Lewy Chaja

Der jüdische Friedhof der früheren Synagogengemeinde Saarwellingen und der heutigen Synagogengemeinde Saar liegt am Ende der Schliefstraße, zu erreichen von der Ortsmitte über die Schlossstraße und Donaustraße, Richtung Ortsteil Reisbach. Er gehört zu den ältesten jüdischen Friedhöfen im Saarland und umfasst eine Bodenfläche von etwa zwei Morgen (22 Ar Friedhof, 10 Ar Ackerland und 9 Ar Wiese). Die Anlage ist ganz von einer Mauer umgrenzt. Das Eingangstor im Süden besteht aus Eisenstäben, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. Großräumige Rasenflächen werden von breiten Wegen durchzogen. Eine Steintreppe führt zu dem Gräberfeld im Mittelpunkt des Friedhofs. Hier sind in drei Reihen je zwölf Grabdenkmäler aufgestellt. Die Reiheneinfassungen bestehen aus Beetplatten und die Grabflächen sind mit grobkörnigen Kieselsteinen belegt. Bei sieben Grabsteinen fehlt die Platte mit den Inschriften.

 
Lewy Jakob.
Gedenkstein

Durch Urkunden aufbewahrt im „Archives Départementales de la Moselle“ in St.-Julien-lès-Metz geht hervor, dass bereits 1725 "im Osten des Dorfes hinter der bewohnten Ortslage" von der Saarwellinger Judenschaft, die aus 10 Familien bestand, ein eigener Friedhof angelegt wurde. Auf der Karte "Tranchot-Müffling" von ca. 1818 sieht man die Lage des jüdischen Friedhofes weit außerhalb des Dorfes. Die Schliefstraße ist noch nicht vorhanden. Der Zugang zum Friedhof erfolgte über die heutige Straße "Am Rotwäldchen".

Die Juden mussten an die Gräfin von Ostfriesland, Erbin der kriechingischen Reichsherrschaft Saarwellingen, das Begräbnisgeld entrichten. 1890 gründeten die Saarwellinger Juden ihre offizielle Synagogengemeinde, die dann auch laut Satzung, Abschnitt 8, für die "Beschaffung und Unterhaltung des Begräbnisplatzes" zuständig war. Der alte Friedhof wurde 1920 erweitert und verbessert. In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 verwüsteten fanatische Saarwellinger SA- Leute die Synagoge, die Schule in der Engelstraße und den Friedhof, Grabplatten wurden mit Schmiedehämmern zerschlagen. Bei Kriegsbeginn 1939 ebneten Gemeindearbeiter den Friedhof ein, räumten die Grabsteine ab und lagerten sie längs der Mauer.

 
Alte Karte mit Judenfriedhof (Markierung), bevor die Schliefstraße existierte.


Das Nazi- Innenministerium löste am 27.05.1942 offiziell die Synagogengemeinde Saarwellingen auf und gliederte sie in die sogenannte "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland" ein. Diese bot laut Schreiben vom 23.07.1942 den Friedhof der Zivilgemeinde Saarwellingen zum Kauf an. Das Sitzungsprotokoll vom 22.12.1942 verzeichnet dann den Ankauf "des ganzen Geländes des jüdischen Friedhofs in Saarwellingen zum Preise von 300 Reichsmark."